Die Ausrede „die verbreiten Dreck, Hektik und Krach“ zählte nicht mehr. Charlotte hatte sich fest vorgenommen, dass wir neue Mitbewohner bekommen sollen.
Es sollen Schildkröten werden.
Dank Facebook und Google wurden innerhalb kürzester Zeit gefühlt Tausende Webseiten, Gruppen, Foren und Kontakte inhaliert. Eine artgerechte Haltung ist Grundvoraussetzung für den Einzug von Haustieren, so dass eine Menge Infos eingeholt werden müssten, um sich für die richtige Art zu entscheiden.
Die vorläufige und wohl auch letztliche Wahl fiel auf Testudo Kleinmanni. Die Gründe hierfür liegen unter anderem in der möglichen ganzjährigen Haltung im Terrarium.
Europäische Landschildkröten machen das nicht mit, so dass wir von diesen Tieren abgesehen haben. Sie bräuchten einen Garten von nicht unerheblicher Größe. Unseren Garten nimmt aber unsere derzeit Vierjährige dermaßen in Beschlag (kleiner eigener Spielplatz, Trampolin, Planschbecken mit Hüpfburg), das momentan für Schildkröten im Garten einfach kein Platz vorhanden ist. Also brauchen wir eine Art, die artgerecht im Terrarium im Haus gehalten werden können.
Natürlich kamen da auch Wasserschildkröten in Betracht. Von diesen wurde aber schnell abgesehen. Zum einen werden viele Arten 20-30 cm lang und benötigen ein dementsprechend großes (und schweres) Aquarium, teilweise sogar mit einem Landteil. Zum anderen benötigen sie auch Lebendfutter. Wenn wir uns auch daran gewöhnen könnten, einer Urlaubsvertretung möchten wir das aber nicht zumuten. Und da wir einen Wohnwagen haben und auch gerne mal über ein langes Wochenende wegfahren, sind unsere Urlaubszeiten nicht ganz gering.
Für die reine Innenhaltung wurden über verschiedene Facebook-Gruppen letztlich drei Arten ausgemacht. Die Zackenerdschildkröte, die Spaltenschildkröte und die ägyptische Schildkröte (Testudo Kleinmanni).
Die Zackenerdschildkröte schied ehrlich gesagt allein aufgrund ihres Aussehens aus. Ich persönlich finde sie einfach nur hässlich, womit ich aber keinem Halter dieser Tiere zu nahe treten möchte. Die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden. Und auch diese Tiere haben sicherlich ihre Vorzüge. Wie der Name aber schon sagt, verbuddeln sie sich viel im Erdreich und sehen daher auch sehr dreckig aus. Zumindest, wenn man den vielen Bildern im www Glauben schenken kann.
Die Spaltenschildkröten sind hübsch anzusehen. Sie brauchen nicht so viel Platz in einem Terrarium, weil sie sich immer in der Nähe ihrer Spalten, unter denen sie sich verstecken, aufhalten. Aber sie brauchen halt mehrere Spalten, vorzugsweise aus Steinen. Damit ist es wieder eine Gewichtsfrage, da man ja mehrere Steine übereinander legen muss, damit Spalten entstehen können. Diese Tiere werden bis zu 20 cm lang.
Die Entscheidung fiel letztlich tatsächlich auf die Testudo Kleinmanni (ja, die Tiere heißen im Fachjargon tatsächlich so ?). Der Name ist Programm. Sie gehören zu den kleinsten Schildkrötenarten. Sie werden etwa 12 cm lang, das ist kürzer als die meisten Handflächen, haben dabei aber ein sehr schönes rundes Schild. Die Kleinmannis werden auch als Rennschildkröten bezeichnet, weshalb sie mehr Platz benötigen als die Spaltenschildkröten. Dadurch sind sie aber auch ganzjährig sehr aktiv und schön zu beobachten. Es gibt aber noch weitere Vorzüge, weshalb die Entscheidung auf diese Tiere fiel. Sie benötigen – anders als die Europäer – keinen Kühlschrank für den Winter, weil die Kleinmannis keine Winterruhe halten. Sie halten eine Sommerruhe, die sie aber im Terrarium halten. Dies liegt an den hohen Temperaturen, die sie im Sommer benötigen (im August sind es bis zu 38 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 %). Das macht auch die Urlaubsvertretung einfach, weil nur Kot entfernt, Wasser und Futter bereit gestellt werden muss. Die Technik kümmert sich von selbst um die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit.
Noch einmal die Vorzüge zusammengefasst:
-kleinbleibende Art
-ganzjährige Terrarienhaltung
-ganzjährig aktiv
-Pflanzenfresser
-keine Winterruhe im Kühlschrank
Und spätestens beim Selberbauen des Terrariums war auch Stefan angesteckt.
Auf den folgenden Seiten wird der Bau des Terrariums beschrieben. Dazu wird natürlich über die Auswahl der Tiere und das allgemeine Leben mit ihnen berichtet. Nach und nach werden immer weitere Inhalte dazukommen.